Revenge on Chronos XIII

Fenris blieb noch eine Weile auf dem Sessel sitzen und starrte aus dem großen Fenster, bis auch ihn die Müdigkeit überfiel und er ebenfalls die Treppe hoch in eines der Zimmer ging. Für Menschen musste dies eine wahre Villa sein, aber für einen Dämon war das Haus ein einfacher, hässlicher Bau. Vielleicht war er aber auch einfach zu verwöhnt vom Leben am Hyrulischen Hof. Nachdem er noch einmal durchs Haus gestreift war, ohne etwas Interessantes oder nützliches zu finden, ging er noch einmal kurz bei Lysann vorbei, um nach ihrer Aura zu fühlen. Er lächelte sanft, als er sie neben sich zufrieden und entspannt schlafen spürte. Dann betrat er das Zimmer, legte sich aufs Bett und schlief ein. Lysann wachte nach einem kurzen, aber angenehmen und wohltuenden Schlaf auf. Es war jedoch nicht das Sonnenlicht, oder ein störendes Geräusch, dass sie geweckt hatte, sondern ein plötzlicher, heftiger und vor allem schmerzvoller Hustanfall. Sie setzte sich rasch auf, um besser Luft zu bekommen und hielt sich die Hand vor dem Mund, damit sie die anderen nicht weckte. Als sie sich endlich wieder im Griff hatte, atmete sie ein paar mal tief durch um sich zu beruhigen und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Plötzlich stutzte sie, als sie spürte, dass ihre Hand feucht war. Sie blickte hinunter und erschrak. //Was zum..??// Ihre Hand war Blutverschmiert und auch dass Kissen unter ihr hatte einige Tropen abbekommen. Erst jetzt fiel ihr auch der metallische Geschmack auf, den sie seit dem aufwachen im Mund hatte. Etwas beunruhigt stand sie auf, ging ins Badezimmer und wusch sich Hand und Gesicht ab. Immer noch beunruhigt stand sie eine Weile da und dachte darüber nach, kam dann aber zu dem Schluss, dass es wohl einfach eine kleine Erkältung oder so war. Ob es nun stimmte wusste sie nicht, doch zumindest fühlte sie sich bei dem Gedanken wohler. Sie blickte aus dem Fenster und stellte fest, dass es noch einige Stunden bis zum Morgengrauen dauern würde und ans weiterschlafen war jetzt erst mal nicht zu denken. Sie hatte kurz vor dem Einschlafen wieder eine ihrer Tabletten genommen und nun zeigten sie auch ihre volle Wirkung und sie war hellwach und voller Energie, da keine lästigen Träume ihren Schlaf gestört hatte. //Dafür aber andere Dinge// dachte sie genervt und ging die Treppen hinunter in die Küche, um dort irgendwo etwas zu trinken zu finden. Zwar hatten sie noch etwas sauberes Wasser mit, doch darauf hatte sie jetzt keine Lust. Sie öffnete ein paar Schränke und blieb bei einigen Flaschen hängen. Prüfend nahm sie eine heraus und roch daran. Es war billiger Alkohol, der höchstwahrscheinlich noch grausamer schmeckte als er roch. Kurz bevor sie keine Lust mehr hatte zu suchen, hatte sie dann eine Flasche Wein in der Hand, der für Menschliche Maßstäbe wohl ein Vermögen wert sein musste. Nach einigem hin und her überlegen griff sie sich schließlich ein Glas und probierte ihn vorsichtig. Überraschender Weise schmeckte er ganz annehmbar, also nahm sie die Flasche und ging damit ins Wohnzimmer, wo sie alles auf einen Tisch stellte und noch mal zurück in den Flur ging, da sie dort bei ihrer Ankunft einen Sekretär mit Pergament und Bleistiften gesehen hatte. Zwar waren auch die von nicht sonderlich guter Qualität, doch sie hatte Zeit tot zu schlagen, also würde es reichen. Als sie alles beisammen hatte, setzte sie sich an den Tisch und begann zu zeichnen, wobei sie ab und zu an ihrem Wein nippte. Alles war ruhig und friedlich, kein Laut war zu hören, nur wenn sie sich anstrengte, konnte sie das leise und gleichmäßige Atmen ihrer Gefährten hören. Sie war völlig in Gedanken und ihrem Bild versunken, als sie plötzlich Stimmen und das öffnen einer Gartenpforte hörte. Verwirrt blickte sie hoch und sah aus dem Fenster, dass sich zwei Gestalten dem Haus näherten. Die eine war ziemlich dick und klein und musste beim ersteigen der Stufen laut schnaufen. Die andere war dünn, eher schon mager und schien leise mit der anderen Gestalt, die, anscheinend ihr Mann war. Offensichtlich waren die Hausbewohner wieder dar. Schnell sprang Lysann auf, war mit einem Sprung beim Flur und drückte sich in den Schatten, sodass die beiden sie nicht sahen. Sie schob ihre Hand in eine Falte ihres Kleides und zückte ihr Messer. Dennoch wartete sie, bis die beiden im Haus waren und die Tür hinter sich schlossen, da sie nicht wusste, ob noch mehr in der Nähe waren. Und wieder einmal verfluchte sie sich innerlich, dass sie die Auren anderen Wesen nicht spüren konnte. Als beide an ihr vorbei gegangen waren, Lysann hätte beinahe amüsiert losgelacht, dass sie sie nicht sehen konnte, obwohl sie nur wenige Meter von ihnen entfernt war, trat sie aus ihrer Deckung raus, war mit einem großen Schritt hinter dem Mann und stach ihm von hinten ins Genick. Er konnte noch nicht einmal röcheln, geschweige denn schreien, so schnell und überraschend war alles vorbei. Vom runter fallen seines Körpers erschreckt, drehte die Frau sich um und blickte erst Lysann, dann ihren Mann angsterfüllt und Panisch an. Doch auch hier ließ die Dämonin ihr keine Zeit zum reagieren und stach auch sie eiskalt nieder. Einen kurzen Moment blickte sie zu den beiden Leichen hinunter, entschied sich dann aber dazu, sie einfach liegen zu lassen. Ganz so, als wäre nichts passiert, ging sie zurück ins Wohnzimmer, setzte sich an ihre Arbeit und begann konzentriert wieder damit zu zeichnen. Nach einer Weile fing sie an zu summen, bis sie immer lauter wurde und schließlich leise anfing zu singen. So verbrachte die die Stunden bis zur Weiterreise, völlig in ihren Gedanken, Bildern und ihrer Melodie versunken.

Immer noch gereizt, überging Fenris seine Bemerkung. Doch als er ihn wieder mit diesem Namen ansprach, bekam er ein merkwürdiges Gefühl. Er war nur heilfroh, dass er seine Aura soweit kontrollieren konnte, dass dieser eingebildete, arrogante Dämon sie nicht spüren konnte. Das wäre ja noch schöner. Lysann dagegen runzelte die Stirn und sah abwechselnd zwischen den beiden hin und her. Es war mehr als offensichtlich, dass die beiden sich nicht mochten. Doch es verwunderte sie eigentlich auch nicht weiter, da Fenris sich fast jedem Mann gegenüber so verhielt. Sie lächelte kurz. Das Gefühl, dass sich jemand um sie sorgte, Angst um sie hatte und sie beschützen wollte, hatte sie zwar nie wirklich nachvollziehen können, da sie sich selbst als unwichtig betrachtete, doch sie hatte es schon immer gemocht. (Schon mal nen Tipp, wie er sie voll für sich gewinnen kann ) Sie stand auf, zögerte kurz, nahm dann aber mit einem Schulterzucken die Zeichnung an sich, faltete sie und steckte sie in eine ihrer Taschen. Dann stand sie auf und wandte sich nach draußen. „Also gut, dann machen wir uns mal auf.“ Lysann und Fenris gingen nach draußen, entfalteten ihre Flügel und flogen los. Eine Weile schwiegen beide, bis Fenris es nicht mehr aushielt und sie, wieder
auf Zwergisch, nach dem gestrigen Abend fragte. „Soll ich dich sonst nachher mal durch checken? Wenn du jetzt krank wirst, könnten wir ernsthafte Probleme bekommen..“ Lysann stieß einen leichten Seufzer aus. Sie konnte ihn zwar verstehen, und als sie das Blut in ihrer Hand gesehen hatte, hatte sie schon etwas Angst bekommen. „Ich überleg's mir, ok?“ Zur Antwort stieß er nur ein unverständliches brummen aus und flog schweigend weiter, während sein Geist die Umgebung nach anderen Lebewesen durchforstete. Plötzlich spürte er etwas, ganz in ihrer Nähe aus dem nichts auftauchen und bevor er die anderen darauf aufmerksam machen konnte, sauste etwas, das wie ein Speer aussah, haarscharf an ihm vorbei. Alarmiert, zückte er seine Waffe und auch Lysann hatte die plötzliche Bewegung mitbekommen und suchte das Gebiet unter ihnen ab. Doch dann schlug der Wind um und blies ihnen einen fauligen und stinkenden Geruch entgegen, den beide sofort
erkannten. Trolle, und zwar viele.

Da waren sie. Groß, dick und ausgesprochen hässlich. Sie überragten einen ausgewachsenen Dämon um mindestens vier Köpfe und hatten eine graue und unglaublich zähe Haut, was eigentlich der Hauptgrund war, warum sie so schwer zu töten waren. Darüber trugen sie meist nur dünne
Lendenschürze oder Schmuck aus Knochen und Steinen. Ihre Gesichter und Gliedmaßen waren grob und wulstig und auf dem Kopf, dicht über den kleinen, schwarzen Knopfaugen hatten sie so was wie Hörner, während aus dem Mund große, graue Zähne ragten, die zwar stumpf, dafür aber
verdammt kräftig waren. Trolle waren eigentlich dafür bekannt, laut, schwerfällig und vor allem dumm zu sein, weshalb man sie schon lange bemerkte, bevor man sie sah. Dass sie es geschafft hatten, so plötzlich aufzutauchen und es dann auch noch schafften, Fenris fast mit einem Speer zu
treffen, überraschte die beiden Dämonen zutiefst, die durch ihr Leben in den Bergen schon öfters Bekanntschaft mit ihnen gemacht hatten. Schnell wich Lysann einem weiteren Angriff aus und flog etwas höher, um mehr aus ihrer Reichweite zu sein und um sicherzugehen, dass sich zwischen den
Felsen nicht noch mehr verbargen. Doch sie hatten Glück gehabt und waren nur auf vier Trolle gestoßen. Sie band ihre Haare nach hinten, verformte mit einem großen Flattern ihre Flügel und stürzte nach unten. Noch im freien Fall zückte sie ihr Messer und warf es einem der Ungetüme
entgegen. Sie hatte auf eines der Augen gezielt, was einen Troll zwar nicht gleich umbrachte, dafür aber verwirrte und zu einem leichteren Ziel machte. Doch Lysann keuchte überrascht auf, als er zu ihr hoch blickte, die dicken Lippen zu einem hämischen Grinsen verzog und einfach auswich.
Fenris reagierte zum Glück schnell genug, stoppte mitten in der Ausholbewegung, beschleunigte seine Flügelschläge und schaffte es, Lysann Messer aufzufangen, bevor es im Nirgendwo verschwand. Beide warfen sich einen kurzen, doch etwas verwirrten Blick zu. Etwas stimmte mit
ihnen, und zwar ganz und gar nicht. Doch die beiden hatten genug Erfahrung um Zweikampf entwickelt, und Fenris flog zu einem, um nur wenige Meter flatternd vor ihm stehen zu bleiben. Er verzog das Gesicht zu einem hämischen Grinsen und neigte den Kopf nach unten, was bei Trollen
eine aggressive Drohgebärde war, da er ihm nun, wenn er welche hätte, die Hörner entgegen hielt. Es verfehlte seine Wirkung nicht und der Troll stieß ein wütendes Brüllen aus, dass das Gestein unter ihm zum Zittern brachte. Er hob seine riesige Keule und schwang sie wütend nach seinem
Kopf, doch Fenris brachte sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit und der Troll schwang ins Leere. Bei den Exemplaren, die sie zuhause sonst angetroffen hatten, wäre er bei seiner Schnelligkeit schon außer Reichweite gewesen, bevor er die Keule überhaupt angehoben hätte, doch
jetzt spürte er einen leisen Windhauch neben seinem Ohr und wie die Keule schmerzvoll seine Schulter streifte. Diese kurze Verwirrung und Unachtsamkeit nutzend, ließ sich Lysann nach dem Gegner fallen und trennte ihm mit einer schnellen und starken Bewegung die Hand ab. Verdutzt
starrte er auf den blutenden Stumpf und registrierte nicht, dass Fenris schon wieder aufgestanden war und seinen Doch nach ihm warf. Diesmal verfehlte er sein Ziel nicht und grub sich tief in sein Auge und durch den Knochen ins Gehirn. Er stieß noch einen kurzen, letzten Schrei aus und brach mit lautem Krachen zusammen. //Eins..// zählten Lysann und Fenris stumm in Gedanken und
wandten sich ihrem nächsten Gegner zu. Doch zu ihrem Pech hatte es sich bei ihm gerade nicht um ein besonders starkes Exemplar gehandelt, nein, die anderen waren ebenfalls erstaunlich schnell und wendig. Handelte es sich hier etwa um eine andere Trollart? Die beiden Dämonen kannten sich
eigentlich sehr mit den Berglebewesen aus, doch so ein verhalten hatten sie noch bei keinem Troll bemerkt.

Noch während er auf seine Gegner zurannte, sah er sich das Schauspiel von Lysann und Fenris an, die dabei waren einen Troll zu erledigen. Verwirrt musterte er die gigantischen Wesen mit einem Stirnrunzeln, als er sah, dass sie klüger und schneller waren, als die, welche der Blauschopf kannte. Bevor er bei den restlichen drei ankam, zog er seinen Draht hervor und hielt ihn zwischen den Zähnen fest, um ihn beim Laufen nicht zu verlieren, da Azreal ihn an seinen Tridenten festband und sich das andere Ende um die Hand wickelte. Schon war er bei dem ersten Troll angelangt, da schlug auch schon Milimeter vor ihm seine Keule ein. Erschrocken sprang er weiter nach hinten, da er seinen Sprint schlecht abgefangen hatte. Der riesige Brocken hob schon erneut aus, doch Azrael lief an ihm vorbei, sodass der Troll ihm verwirrt nachblickte, als seine Waffe abermals ins Leere traf. Bevor er sich richtig umgedreht hatte, warf Azrael seinen Tridenten wie einen Speer, jedoch vorbei an seinen Gegner. Grinsend trampelte der Grauhäutige weiter auf den Dämon, welcher jedoch ebenfalls lächelte. Seine Waffe schlug in den Felsen hinter dem Troll und saß fest. Grinsend lief Azrael abermals um den Troll, schaffte allerdings nur eine viertel Runde, da sein Gegner ihn beinahe mit einem Bein weggestoßen hätte. "Tja, Freundchen, dann muss das wohl reichen." Mit einem Ruck zog der Dämon an dem Draht, welcher sich immer noch in seiner Hand befand und sponn eine Art Stolperfalle, die sich leicht in das Fleisch des Trolles einschnitt. Obwohl es nichteinmal blutete, fiel er seitwerts um und stütze sich noch rechtzeitig mit dem Unterarm ab. Doch Azrael war schon auf den Troll zugerannt, sprang auf seine Schulter und hob die Hand. Der Trident im Felsen zerbarst und erschien in seiner Hand. Sofort stach der Dämon dem Troll seine drei Klingen in die Schläfe. Dieser brüllte schmerzerfüllt auf, war allerdings noch nicht tot. Den nun lockeren Draht hielt Azrael fest und nahm seine Führhand von der Waffe, um nach der dünnen, doch scharfen Schnur zu greifen. Er warf sie über den Kopf seines Gegners und strangulierte ihn. Mit dem einen Bein kniete er noch immer auf der Schulter des am Boden liegenden Trolles, das andere stemmte er in den Nacken eben genannten Biestes, um sich gegen die Schnur zu lehnen. Die Arme des Dickhäuters schlugen um sich und erwischten Azrael fast um Haaresbreite, doch dieser wich noch immer rechtzeitig aus, bedacht, seinen Druck noch zu steigern. Langsam aber stetig schnitt sich der Draht durch die graue Haut und es fing an zu bluten. Dann folgte ein Schwall von der roten Flüßigkeit, die mit einem Gurgeln des Besitzers hinausströmte. Die plumpen Hände des Trolles wnderten nun zu seinem Hals und versuchten, dass dünne Drähtchen ausfindig zu machen, welches ihm Schmerzen bereitete. Doch das waren seine letten Regungen, denn schon ruckte es einmal und der Kopf kippte zur Seite. Azraels Draht surrte kurz nach und schon schoß die rote Fontane aus dem Halsstumpf. Mit einem Sprung nach hinten, dabei einen Rückwärtssalto, um sicher auf den Boden aufzukommen, ließ der Dämon von seiner Beute ab und entfernte sich von dem noch kurz zuckenden Kadaver.

Nachdem Fenris sie noch einmal gründlich untersucht hatte, begann er vorsichtig, einen Teil seiner Kraft in Lysann zu übertragen und Teile ihrer Knochen so weit zu richten, dass er sie gefahrlos hochheben konnte. Erschöpft fuhr er sich über die Augen und blickt hoch. Azrael war neben ihnen niedergesunken und schien ebenfalls das Bewusstsein verloren zu haben. Ein kurzer Blick auf die Wunde an seinem Rücken und die sich bildende Blutlache sagten ihm sofort, dass es nicht gut um ihn stand. Eilig blickte er sich um. Sie schienen nun wirklich alleine zu sein, da die Trolle die jetzt herrschende Schwäche garantiert ausgenutzt hätten, doch da nichts passierte, mussten sie nun wohl wirklich alleine sein. Er vergewisserte sich, dass Azrael in den nächsten Minuten nicht sterben würde, dann hob er Lysann auf und flog einige Meter über die Felsen hinweg, bis er Loch
entdeckte, dass wie eine Art Brunnenschacht geformt war, unten jedoch sich ausbreitete, sodass sie genügend Schutz und Platz hatten. Er steuerte darauf zu und legte Lysann vorsichtig auf dem Boden ab, eher er wieder zurückflog um Azrael zu holen. Auch ihn legte er nun ab, drehte sich wieder zu Lysann um, zögerte dann aber und war dem verletzten Dämon einen Blick zu. Er fluchte leise. Auch wenn er ihn hasste, so hatte Lysann mit seinem Leben beschützt und dafür war er ihm unendlich dankbar. Er hockte sich neben ihm, zog ihm Mantel und Hemd aus und untersuchte mit geschultem Auge die Wunde. Sie war sehr tief und durch das schlechte Messer hatte sie einen ungleichmäßigen Rand, weshalb sie sich nicht schließen wollte und heftig blutete. Vorsichtig legte er seine Hände auf sie und begann auch bei ihm, ihn mit seiner Kraft zu heilen. Er heilte den Kratzer auf seinen Knochen, verband Sehnen, Muskel und seine Haut und stellte, nachdem er einen bedenklichen Blick auf sein blasses Gesicht geworfen hatte, noch etwas von seinem Blut her. Er musste sich mit einer Hand am Boden festhalten, da das heilen anderer ziemlich anstrengend war. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Lediglich eine dünne, weiße Linie, die sich aber kaum spüren ließ, zeugte davon, das vor wenigen Sekunden eine fast tödliche Wunde dort gewesen war. Er ging zur Mitte der Höhle, und entzündete mit Magie ein kleines Feuer, da hier in der Umgebung kaum Holz war. Dann ließ er sich erschöpft gegen die Felswand sinken. Auch er war nun sehr blass und hatte leichte Ringe unter den Augen als hätte er Tage nicht geschlafen, da er für Azrael mehr Kraft hatte verwenden müssen, als er gedacht hatte. Doch er blieb wach um Wache zu halten und über das merkwürdige Verhalten der Trolle nachzudenken.

Eine Weile blickte Fenris ihn nachdenklich an, eher er nickte und etwas herum rutschte um es sich gemütlicher zu machen. Trotz der Energie, die er ihm gerade geschickt hatte, fühlte er sich furchtbar und brauchte dringend Schlaf. Im Moment konnte er eh nichts für Lysann tun und in dieser Position waren sie vor Feinden sicher. Also schloss er die Augen und versank nach nur wenigen Sekunden in einen tiefen Schlaf. Mit einem leichten Stöhnen öffnete Lysann ihre Augen blickte sich um. Fenris hatte sie wohl in eine Höhle gebracht. Sie drehte den Kopf und konnte im Schein eines Feuers Fenris und Azrael sehen. Fenris saß an der Wand gelehnt, den Kopf auf der Schulter gestützt und schlief. Azrael war wach und blickte in die Flamme. Sie versuchte sich aufzurichten, schnappte dann aber keuchend nach Luft und versuchte langsam und gleichmäßig zu atmen um den Schmerz zu unterdrücken. Ihr Freund hatte jetzt schon ausgezeichnete Arbeit geleistet und sie schaffte es nach einigen Minuten sich aufzurichten. Da sie durch die heftige Verletzung ihre Flügel nicht einziehen konnte, machte sie sie so klein wie sie konnte und faltete sie über ihren Körper zusammen, sodass sie sie leicht zudeckten, da ihr trotz des Feuers eiskalt war. Sie stütze den Kopf auf ihrer Hand ab und schloss die Augen. Sie fühlte sich im Augenblick wohl genau so, wie sie aussah. Schließlich brachte sie ein etwas heiseres:“ Was ist passiert,“ heraus. Nachdem ihr Flügel gebrochen wurde, hatte sie alles nur noch verschwommen mitbekommen.

Lysann lächelte ihn dankbar an, als er ihr seinen Mantel gab. Sie zog ihn fester um sich und zermarterte sich den Kopf, damit ihr die vorherigen Geschehnisse wieder einfielen. Sie war abgestürzt und war auf den Boden geknallt? Nein.. Azrael hatte sie aufgefangen und sie dann und in
Sicherheit gebracht. Doch was dann? Sie schloss die Augen um besser nachdenken zu können, als es ihr plötzlich und siedend heiß einfiel. Eilig wandte sie sich um, der Schmerz, den sie immer noch empfand, war vergessen. „Du hast dich über mich gebeugt und.. Und mich beschützt!“ Sie warf einen besorgen Blick auf seinen Körper. „Ist alles ok? Geht es dir gut?“ Innerlich verfluchte sie sich
für ihre Unachtsamkeit. Sie hätte besser aufpassen müssen, ihretwegen wurde Azrael verletzt. Sie hatte schon sehr früh erleben müssen, das der Spruch Eine Gruppe ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied wahr war und wenn sie jetzt in irgendwelche Probleme gerieten, dann war das
einzig und allein ihre Schuld.

Sie ließ sich von ihm zurück drücken blickte eine Weile in das flackernde Rot der Flammen. „Naja..,“ brachte sie dann zögerlich heraus. „Du bist wegen mir verletzt worden. Die Wunde war meine Schuld, also ja..“ Sie verstummte und spielte verlegen mit einem der Knöpfe seines Mantels. Sie machte sich immer noch Vorwürfe. Lysann hatte es noch nie gemocht, wenn andere ihretwegen in Gefahr gerieten und besonders jetzt, besonders bei Azrael tat es ihr irgendwie weh. „Tut mir leid..“

Als Azrael beruhigend auf sie einredete und vorsichtig seinen Arm um sie legte, entspannte sie sich wirklich etwas. Sie zog die Beine etwas näher an sich, verstärkte den Druck ihrer Flügel soweit sie konnte und schloss die Augen. Sie hatte noch immer schmerzen doch die Erschöpfung siegte schnell und sie versang in einen erholsamen Schlaf. Als erstes hatte sie die Befürchtung, dass sie diese Nacht wieder von Albträumen heimgesucht werden würde, da sie ihre Tabletten nicht hatte nehmen können. Doch nichts dergleichen geschah, alles war ruhig, friedlich und warm. Nur Dunkelheit und dann ganz leise und sanft seine Stimme. Azraels Stimme. Doch wieso träumte sie von ihm? Und wieso fühlte es sich so gut an? Sie dachte an die Momente, wo sie miteinander geredet hatte, und er sie zum lächeln gebracht hatte. Dies geschah so selten, dass sie einfach nicht wusste, was sie tun sollte. Sie mochte ihn, sehr sogar, dass war ihr mittlerweile bewusst, sie machte sich Sorgen um ihm, wenn er verletzt war und obwohl sie so schnell wie möglich alles hinter sich bringen wollte, fürchtete sie sich davor, getrennt von ihm zu sein. Verdammt.. Was ging hier vor sich?!?!

Als die ersten Strahlen der Sonne durch die Öffnung der Hölle fielen und auf Fenris' Gesicht schienen, blinzelte und richtete sich auf. Er hatte tief und fest geschlafen und fühlte sich nun wieder Erfrischt und Kräftig. Er warf einen Blick auf die anderen beiden. Azrael saß neben Lysann,die sanft und friedlich schlief. Er runzelte kurz die Stirn, als er sah, das der Dämon seinen Mantel über sie gelegt hatte, doch konzentrierte sich dann schnell wieder auf Lysann. Die Abneigung, die er gegen ihn hegte war vorerst unwichtig, zu erst müsste er Lysanns Flügel retten. Er stand auf, streckte sich kurz, da er etwas unbequem gelegen hatte und ging zu ihr, um sie vorsichtig zu wecken. Dabei warf er Azrael einen kurzen Blick zu und nickte ihm als Begrüßung zu. Er kniete sich neben sie, rief leise ihren Namen und strich ihr kurz über die Wange, um sie sanft zu wecken. Lysann hörte schwach aus der Dunkelheit, wie Fenris ihren Namen sagte und öffnete langsam ihre Augen. Sie lag auf dem Boden, zugedeckt von Azraels Mantel und Fenris' Gesicht über ihr, der sie anlächelte. „Und? Wie geht’s dir?“ Sie hielt sich mit ihrer Hand an seinem Arm fest und zog sich hoch, doch die erwarteten Schmerzen blieben größten Teils aus, wie sie erleichtern feststellte. „Es ging mit schon mal besser aber ja.. Ich komm klar.“ Fenris nickte ihr zu und begann dann wieder vorsichtig durch ihre Federn zu fahren. Die Verletzung war über Nacht durch ihre eigenen Heilungskräfte schon sehr zurück gegangen. Dennoch zuckte sie zusammen, als er sich daran machte, die restlichen Knochen wieder an ihre eigentliche Position zu schieben. Um Lysann etwas abzulenken, grinste er sie leicht an. „Na, weckt das nicht Erinnerungen?“ Es wirkte und Lysann musste leicht lachen. Ja, wenn man's recht betrachtete, war es wirklich wie damals, als sie beide sich kennen gelernt hatten. „Ja.. Nur das ich jetzt diejenige bin, die Verwundet ist.“ Doch dann stutzte sie und blickte nachdenklich ins Leere. „Und das die Trolle nicht mal annähernd so stark waren,“ fügte sie hinzu. Das was sie gestern erlebt hatten, war zwar seltsam, doch da war noch etwas anderes, was sie ziemlich beunruhigte. „Hört mal. Ich bin nicht sicher, kann sein dass ich mich auch verhört habe, doch ich glaube einer der Trolle hat Dämonisch gesprochen. Die Aussprache war zwar eine Katastrophe, doch ich bin mir ziemlich sicher, so etwas wie: Da, das ist sie gehört zu haben. Dabei hat er auf mich gedeutet.“ Eigentlich war dieser Gedanke völlig Absurd. Sollten Trolle wirklich über eine eigene Sprache verfügen, so war es unmöglich, dass sie den nötigen Grips hatten, eine andere Sprache zu erlernen. Doch dieser ganze Angriff kam ihr merkwürdig vor. In der ganzen Umgebung gab es keine wirklichen Berge, zwar war es hier Felsig und es gab auch Höhlen und Schluchten, doch sie waren nicht tief genug, dass sich hier eine wirkliche Meute freiwillig aufhielt. Und dass sie sich versteckt hatten und scheinbar auf sie gewartet hatten, war ebenfalls komisch. Hatten sie etwa nur auf sie gewartet? Sie gab ihre Bedenken an die anderenweiter. „Was meint ihr dazu?“